CD Review: ANNOUNCED REVOLUTION (Austria)
By:
www.hearingthevoice.com
aRevo - Eskalation
By: Leo Dworschak
Wer seine Platten alphabetisch geordnet ins Protzregal schlichtet, gilt nicht erst seit High Fidelity als Spießer. (Die jüngeren Leser runzeln hier bereits die Stirn. Platten? Ja Kinder, früher war die Musik noch aus Vinyl und dann war sie aus Plastik; da kam ne ganze Menge Materialzusammen, das man nicht mit ein paar simplen Klicks auf ner externen Festplatte lagern konnte.) Wem chronologische oder gar auto-biographische Ablagesysteme dann doch zu umständlich sin
d, sortiert nicht selten nach imaginären...
Nahdestinationen, Motto: Ich packe meinen Koffer. Whitney Houston packe ich auf den Zahnarzt-, die Carmina Burana auf den Stadion-Stapel. Wo bleibt der Ska?! Meist irgendwo zwischen Badeteich, Festival und Eissalon.
Prinzipiell passt Ska ja zu allem, was nach Sommer und Sonnenschein duftet. Das announced Revolution auf Eskalation jedoch mehr beaten, als munter-fröhlich geknüppelten Off, kündigt sich schon im Titel des openers an, der „O5“ getauft wurde. (Hier ein weiterer, kleiner Hinweis an die Jungleser: was da vor dem Fünfer steht, ist keine Null, sondern der Buchstabe O wie Otto. Was es damit auf sich hat, könnt ihr euch bestimmt selbst rausgoogeln. Oder ihr wartet auf den Geschichtsunterricht.) „Zivilcourage statt Camouflage“, angelehnt an die populistische Hetze einer plakatierwütigen Grantler-Partei, die derzeit in Österreich grassiert, weckt ähnliche Erwartungen. Unter politischen Texten verstehen viele österreichische Musikkreative immer noch den größtmöglichen Einsatz des Terminus society. Derartigen Banalitäten trotzen aRevo gekonnt, nicht nur weil sie auf deutsch singen – „Desesperado“ und „Jamaika“ ausgenommen.
Eskalation bietet neben ernsten Themen aber auch eingängigen Wohlfühlska. Zeilen wie „Du bist jetzt unser Haustier, wir füttern dich mit Klopapier“ steuern in ihrem Seltenheitswert einen gewissen Schmunzelfaktor bei. Aber auch abseits der Lyrics ist die Platte abwechslungsreich; gesamt gesehen vielleicht ein klein wenig zu sauber. Die Leistung der vierköpfigen Bläsersektion verdient jedenfalls das Prädikat beeindruckend. Lead Sänger Peter klingt ein bisschen nach einer Mischung aus Farin Urlaub und Hannes Holzmann mit viel gerolltem R. Gitarre, Bass und Keys grooven fleißig, drängen sich aber nie unpassend in den Vordergrund. Auch das Schlagwerk macht das was es machen soll: treibt an den entscheidenden Stellen, hält sich an den richtigen zurück.
Wie bei jeder (!) guten Ska-Band kann jedoch auch aRevos neue Platte ihrer Live-Performance nicht ganz das Wasser reichen. Ska aus der Konserve, das ist in erster Linie Werbung und Aperitif für Ska on stage. Ab und an hätte ich mir daher bei den zwölf Tracks auf Eskalation einen fetteren, volleren Sound gewünscht. Nichtsdestotrotz: feine Scheibe, die ihren Fixplatz im Badeteich-Stapel hat, sich aber auch hervorragend für den Weg zur nächsten Demo eignet.
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
April 24, 2011 at 1:36 AM
Very happy I found your site. Will note it and return for more info.
cialis online
Post a Comment